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Rückkehr der zivilen Überschallflüge – alles nur ein schöner Traum?

Eine Bestellung von United Airlines von bis zu 50 Überschallflugzeugen beim amerikanischen OEM Start-Up „Boom Supersonic” hat das Thema Überschallflugzeuge vor Kurzem wieder ins Rampenlicht gestellt. Ist dies das Signal zum Aufbruch in eine neue Zeitrechnung der zivilen Luftfahrt?

Seit dem Ende der prestigeträchtigen Concorde im Jahr 2003 gab es immer wieder Ideen und Ansätze, neue Überschallflugzeuge mit moderner Technologie zu entwickeln. Das vermutlich prominenteste aktive Unternehmen unserer Zeit ist derzeit „Boom Supersonic”, das mit seiner „Boom Overture” ab dem Jahr 2029 Passagiere mit bis zu Mach 1,7 durch die Lüfte transportieren will. Die Idee klingt verlockend. Doch wie realistisch sind die Umsetzungspläne der Unternehmen in diesem Segment?

Da wäre vor allem das ungelöste Problem des Überschallknalls, den ein Flugzeug bei Überschallgeschwindigkeit auf der Erdoberfläche erzeugt. Die resultierende Lärmbelästigung ist so groß, dass Überschallfliegen weltweit derzeit nur über Wasser zugelassen ist. Hersteller arbeiten an optimierten Designs, um den Effekt der Schallwelle zu minimieren. Gänzlich überlisten lässt sich die Physik jedoch nicht. Das wiederum schränkt einen Betrieb auf einige wenige Strecken über den Atlantik (vor allem London – New York) sowie in Südostasien (z. B. Tokyo – Singapur) ein. Flüge über den Pazifik würden aufgrund der limitierten Reichweite des Flugzeugs und der Zeitverschiebung eventuell keinen Flugplan mit Mehrwert zulassen. Diese Probleme trafen auch die Concorde – von der weltweit nur 14 Exemplare in den Dienst gestellt wurden, bis man sie im Jahr 2003 in den Ruhestand schickte.

Von der zu erwartenden Nischengröße des Marktes abgesehen, scheint sich das Konzept des Überschallflugzeugs aus heutiger Sicht zudem nur bedingt in ein zukünftiges Wirtschaftssystem mit steigenden Nachhaltigkeitsanforderungen und Trends zu Home-Office und virtuellen Meetings einzufügen. Es ist nur schwer vorstellbar, dass ein Flieger, der vermutlich drei bis viermal so viel Treibstoff pro Passagier verbraucht wie ein herkömmliches Flugzeug, in Zukunft auf hohe Nachfrage stoßen wird. Auch dann, wenn wie von Boom betont, nur nachhaltige Kraftstoffe eingesetzt werden sollen.

Damit stellt sich die Frage, ob Entwicklungskosten von mehreren Milliarden USD für die Belieferung eines Nischensegments mit starker globaler Regulierung und vermuteten Schwächen in der Ökobilanz eine entsprechende Rendite liefern werden. Zu einer ersten Antwort dürften Investoren zumindest vor Kurzem im Fall von „Aerion Supersonic”, dem zweiten großen Hoffnungsträger in diesem Segment, gekommen sein. Nach über 15-jähriger Entwicklungsarbeit musste das Start-Up vor wenigen Wochen aufgrund fehlender Finanzierung den Betrieb einstellen.

Es ist nur schwer vorstellbar, dass ein Flieger, der vermutlich 3-4 mal so viel Treibstoff pro Passagier verbraucht wie ein herkömmliches Flugzeug, in der Zukunft auf hohe Nachfrage stoßen wird.

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aerospace, sustainability, technology, startups, germany